Chronologie der Slawenlegende und ihre Entzauberung
In den alten klerikalen lateinischen Quellentexten – wie z. B. in der Chronik Einhards, des Geschichtsschreibers Kaiser Karls –, werden die östlich der Elbe lebenden germanischen Stämme mit dem Sammelbegriff Sclavi (= Heiden, Arianer, Ungläubige/Ketzer, Wandaler, Heruler, Germanen) bezeichnet. Sehr viel früher finden wir Teile der dort lebenden Ostgermanen mit der Bezeichnung „Pahlen“ überliefert, woraus sich durch Lautverschiebung der spätere Name „Polen“ entwickelte. Einhard bezeichnet die Bewohner ostwärts der Elbe nicht nur als Sclavia (= Heruler, Wandaler – später als Wenden [= Richter] bekannt), sondern auch das Land in dem sie wohnen, als Germania, also als Land der Germanen. Ebenso taten es die späteren Chronisten wie Adam von Bremen und Helmold von Bosau. Adam von Bremen (vor 1050-1081/85) bezeichnet sie in seiner Chronik des Erzbistums Hamburg ausdrücklich als Sclavi und das Heidenland als Sclavania (amplissima Germaniae provincia). Über die Bevölkerung an der Südseite der Ostsee schreibt Einhard, daß sie Wilzen (=Uil-sen = Wissensmänner) bzw. Liutizen (= Leute des Wissens) genannt worden und zum Volksstamm der germanischen Heruler gehörten. Weiter östlich wohnte der germanische Stamm der Pomerani (s. ausführlich im Paradiesbuch), welche ebenfalls dem Volksstamm der Wandaler zugerechnet werden. Die Chronika Sclavorum des Helmod von Bosau (um 1170), die in der zweiten Hälfte des 19. Jhdt. – durch Fortlassung des Buchstaben „c“ – in eine Chronika Slavorum verfälscht wurde, berichtet über die „Bekehrung“ der heidnischen germanischen Stämme in dieser Gegend (conversio sclavisae gentis). „Sclavi cognomento Winidi“, schreibt der Geistliche Fredegar im Jahre 623, und er wußte damals genau, wen er mit Sclavi meinte. Um 1805 wurden zum ersten Mal aus den Sclavi Slawen gezaubert. Das „c“ wurde – wie bereits erwähnt – dabei aus berechnender Absicht einfach fallengelassen. Urheber dieses berechnenten „Unsinns“ waren unter anderem Johann Gottfried Herder (1744-1803) und Jerzy Samuel Bandtkie (auch Georg Samuel Bandtke, 1768-1835). Diese Geschichtsfälschung – hauptsächlich betrieben von dem in polnische Dienste getretenen Samuel Bandtke –, in welcher die oben angeführten Chroniken in Nachdrucken nun „überarbeitet“ wurden, stellt eine Ungeheuerlichkeit dar und war auch Grundlage für die Gebietsansprüche Polens im 20. Jhdt. Ab ca. 1850 setzte sich unter den bereits umerzogenen und deutschfeindlichen „Schulwissenschaftlern“ – trotz erheblicher Einwände der Geschichtsforscher – diese „Ansicht“ allmählich durch. (In dieser „glorreichen Zeit“ wurde u. a. auch Turnvater Jahn zu acht Jahren Festungshaft verurteilt, weil er bestimmten Herrschaften zu „deutsch“ war.) Sie steigerte sich dahingehend, daß nun auch im lateinischen Wortlaut der Chroniken das C des Wortes Sclavi als „störend“ – wie Schmeidler schreibt – einfach fortgelassen wurde, was eine einmalige Urkunden- und Geschichtsfälschung darstellt. In der Mitte des 10. Jhdt. faßte ein nordischer Heerführer aus dem Hause der norwegischen Daglinger – Dag oder Dago, Dagr genannt (die Polen gaben ihm Jahrhunderte später den Namen Miezko bzw. Mieczysław) – die Germanen südlich der Ostsee und die östlich von ihnen angesessenen verwandten Stämme zusammen und schuf somit zwischen Oder, Bug und Ostsee einen neuen germanisch beherrschten Machtbereich, Riki genannt, ähnlich dem in Rußland Jahrhunderte vorher im Raume Naugard/Nowgorod und Kiew gegründeten Reiche der Rusker (= Reiter, Ruderer [Cherusker?]). Somit sind eigentlich alle Kriegszüge der Deutschen Kaiser gegen angebliche nicht christianisierte „Slawen“ im Gebiet der „Sclavia“ in Wirklichkeit Bruderkämpfe gewesen. Ein Germane hat den anderen – im Auftrag Roms, da nicht „Christ“ – totgeschlagen. Nun zum Ursprung der Bezeichnung „Sclavia“, welche von den Schreibern des Frankenreiches der Merowinger (480-680) noch nicht verwendet wurde. Erst die unter Kaiser Karl ab 770 in „Mönchslatein“ schreibenden Urkunden- Falschabschreiber bedienten sich dazu einer mittellateinischen Ableitung von (byzantinischen) Begriffen wie „Sclavenoi“ bzw. „Sclabenoi“. Die Vokabel „Sclavenoi“ wurde erstmals benutzt durch Pseudo-Caesarius von Nazians, „Sclabenoi“ erstmals von Prokopius von Caesareia. Beide wirkten im 6. Jhdt. Unter dieser Bezeichnung wurden die nichtchristlichen Völker, insbesonders die sarmatischen Stämme, die zwischen Tyras (Dnjester) und Donau im Küstenraum des Schwarzen Meeres siedelten und dem Oströmischen Reich tributpflichtig waren, damals geführt. Hat es in Mitteldeutschland also keine Slawen gegeben – die in die verwaisten Gebiete eingezogen sein sollen –, dann kann es natürlich auch keine sog. „Große Völkerwanderung“ gegeben haben. Ausgewandert sind immer nur die sog. „Istfoonen“, die zweitgeborenen Bauernsöhne, deren Schicksal es immer war, auf Neulandsuche gehen zu müssen, um später dann ebenfalls – im neuen Land – Ingfoone (Bauer, Bure) zu werden. Zur Erinnerung: Um 1920 war es auch bei uns noch üblich, daß der erstgeborene Sohn den Bauernhof erbte. Noch nie hat ein freies, ackerbautreibendes Volk ohne den Zwang furchtbarer Naturgewalten, z. B. bedingt durch den regelmäßig stattfindenden Klimawandel im Verlaufe des siderischen Weltenjahres – der in Intervallen eintritt -, freiwillig und ohne körperliche Not den Beschluß zu einer kompletten Auswanderung gefaßt. Die Geschichte zeigt uns, daß sich ein Volk eher versklaven oder dezimieren, aber niemals den Heimatboden und die Ruhestätte der Ahnen freiwillig verläßt. Bei uns gab es keine Hunnen, welche die Bevölkerung angeblich vor sich hergetrieben haben sollen, wie im tiefen Südosten Europas (betreffs der Hunnenmärchen s. ausführlich im Ortsnamensbuch). Dieser Umstand stellt die notgedrungenen Wanderzüge der überzähligen Jugend in ein ganz anderes Licht und beweist gleichzeitig, daß es unmöglich eine große Völkerwanderung gegeben haben kann, im Zuge derer sich u. a. die gesamte Bevölkerung Mitteldeutschlands später in Luft aufgelöst hat. Ein Blick in die alten römischen Landkarten zur Zeit der größten Ausdehnung des Imperiums im 2. Jhdt. belehrt uns auch hier eines besseren. Wir finden das Kernland Germanien samt der diversen ehemals oder rein germanischen Stämme, wie Skythen, Dacier, Thracier, Bastaner etc. und die skythisch-sarmatischen Stämme im Osten und Südosten Europas. Östlich der Oder war auch ein großes Völkerbündnis zu verzeichnen, das aus mehreren Urgebieten bestand und unter dem Gesamtnamen der Lugii, richtig der Lugier – von lug = geschlossen, also: die Zusammengeschlossenen –, bekannt war. Dieser Volksstamm der Lugier spielt übrigens in meinem Paradiesbuch eine besondere Rolle. Auf dieser Originallandkarte von 1825 finden wir das schon stark geschmolzene Kernland Germanien, samt der diversen ehemals oder rein germanischen Stämme, wie Skythen, Dacier, Thracier, Bastaner etc. -  Aber Slawen? Das es nie ein ethnisches Volk der „Slawen“ gegeben hat, die später, aus dem Osten kommend, in Mitteldeutschland „eingezogen“ sein sollen, gilt in aufgeklärten Kreisen mittlerweile als unbestreitbar. Bezüglich einer sogenannten „slawischen“ Sprache könnte man unterschiedlicher Auffassung sein. Der guten Ordnung halber weise ich nachfolgend auf eine andere Forschungsarbeit hin. So soll beispielsweise nach Meinung von Gert Meier die Sprache der alten Veneter aus Este an der Etsch angeblich „westslawisch“ gewesen sein. Diese Behauptung könnte das Sprachgemisch der slowenischen Sprache bzw. der alten sog. sarmatischen Stämme – die wiederum mit Sprachinseln ihren Einfluß bis in die heutige Lausitz verbreiteten und trotzdem noch germanische Stämme waren – erklären (s. dazu: Die deutsche Frühzeit war ganz anders; Grabert Verlag, Tübingen, 1999). In der Antike war Este als Ateste bekannt, die Hauptstadt des vorrömischen Venetiens in Nordost-Italien, die Namensvorgängerin des viel jüngeren heutigen Venedigs. Auch die Tschechen, wenn man sie volkstumsmäßig betrachtet, sind keine Slawen. Denn die Bevölkerung des böhmischen Raumes bestand aus germanischen Stämmen, den Quaden, Markomannen, Bajuwaren und anderen. An ihrer Abwehr brachen alle römischen Vorstöße zusammen, ebenso die römischen Christianisierungsversuche. So kamen – gewissermaßen von hinten durch die Brust – mit römischem Einverständnis Mönche aus Bulgarien nach Böhmen und lehrten den überwiegend germanischen Bewohnern mit einer unendlichen Geduld Zug um Zug die glagolitische Kunstsprache, wie sie von den bulgarischen Glagolitenmönchen der Ostkirche benutzt wurde. Dieses im Mittelalter gelegte „Sprachenei“ wurde dann im Verlaufe der Jahrhunderte zu einer sog. slawischen Sprache, dem Tschechischen, erhoben. Im Zusammenhang gesehen, entstand damit ein politischer Begriff, der das Phantasieprodukt einer slawischen Völkerfamilie zu einer geschichtlichen Tatsache werden ließ. Die Tschechen und der größte Teil der Polen wurden dadurch geistig entgermanisiert, den Deutschen künstlich entfremdet, worin eine große Tragödie liegt. Heute aber sind sie – im Gegenteil zur Mehrheit der bundesdeutschen Bevölkerung – sehr auf Erhaltung ihrer Kultur und Tradition im Sinne ihrer, ihnen meist selbst unbewußten germanischen Ahnen verpflichtet. Auch hier ist die Glut wieder am Glimmen... Wie ich im Kapitel „Die Urnamen der einzelnen germanischen Stämme Europas und die dazugehörigen Ol- und Ul-Orte“ ausführlich im Ortsnamensbuch anführe, gehörte früher auch das Gebiet der Rus zum germanischen Kernland. Auch das sich darin befindliche ehemalige Gebiet GroßTartarien – was nichts mit späteren, fälschlich so bezeichneten, blutrünstigen „Tartaren“ zu tun hatte – gehörte zum Germanentum. Die damalige Hauptstadt war Omsk = Asgard Irijski. Auch in Rußland versuchte man – ähnlich wie bei uns – seit dem späten 19. Jhdt., die eigenen Vorfahren als „Barbaren“ zu deplazieren. Aber das Nationalgefühl ist dort viel lebendiger, und das Bewußtsein einer urgermanischen Herkunft tritt dort mehr hervor (s. arisch-slawische Veden). Leider glauben sie selbst immer noch, daß sie – statt (teilvermischte [beachte den Mongolensturm]) Ostgermanen – eben „Slawen“ wären. Das ist nur eine Formsache, die vergehen wird. Wie wir sehen, hat sich die Wissenschaft hilflos in die vorgefaßte Meinung einer Slawenherrschaft verrannt und urteilslos die bewußte Lüge der Römlinge übernommen – ja sie erfindet obendrein noch selbständig neue „Beweise“ über selbige. Das sollte jeder wissen, wenn er sich mit der Geschichte der Ostgermanen bzw. mit unseren mittel- und ostdeutschen Ortsnamen ernsthaft beschäftigen möchte. Gleiches trifft natürlich auch auf das östliche Bayern und Österreich zu.